Am 20.05.2021 war der Weltbienentag. In Vorbereitung darauf hatten wir eine kleine Plauderstunde mit wunderwald.at auf Instagram. Es ging um die Story um Wildbienenglück, unser Insektenland und vor allem um die Wildbienen Basics – was muss ich wissen, auf was achte ich bei einem Wildbienen Hotel?
Diese Plauderstunde möchte ich hier, für alle die es verpasst haben oder sich nicht alles merken konnten zusammenfassen und euch zum nachlesen zur Verfügung stellen.
Wir – das Team und unser Insektenland
Hier und in den sozialen Medien schreibe meist ich: Judith, 32 Jahre alt, Wirtschaftsfachwirtin aus Fürth.
Zum Team von Wildbienenglück gehört aber die ganze Familie. Meine Eltern Wolfgang und Elvira, mein Bruder Patrik, mein Ehemann Stefan, unsere Oma Rosalinde und unsere Cousine Nicole. Egal ob es um Konstruktion, Marketing, Arbeit im Insektenland oder Schrauben abfüllen geht, wir haben für jeden eine Aufgabe gefunden und alle haben ihren Spaß daran!
Ein ganz wichtiges Teammitglied ist natürlich der Erfinder der Nisthilfen: Wildbienenschreiner Herr Jürgen Schwandt mit seiner Frau Suse, die inzwischen auch zur Familie geworden sind.
Zusammengekommen sind wir so: Meine Eltern haben schon seit ich denken kann einen Bio Selbstversorger Garten. Die Wildbienen waren immer gern gesehene Gäste bei uns! Schon vor über 20 Jahren hat mein Vater begonnen Nisthilfen zu bauen – einfache Bohrungen in Hartholzblöcken und (damals noch unwissend) gebohrte Stammscheiben. Es hat sich ergeben, dass wir zu unserem großen Garten noch einen angrenzenden Acker pachten konnten. Diesen wollten wir zu einer Blühwiese für Insekten machen. Schnell hatte sich der Name „Insektenland“ in der Familie etabliert.
Für unser Insektenland wollten wir eine schöne, große Nisthilfe haben. Wochenlang haben wir das Internet durchforstet und uns Wildbienen Basics angeeignet. Leider war alles was wir gefunden haben entweder fachlich nicht gut gemacht oder es hat uns optisch nicht zugesagt. Bis wir endlich die wunderschönen und toll gebauten Nisthilfen von Schreiner Jürgen Schwandt entdeckt haben! Jürgen wurde damals schon von Fachleuten auf Websites und Blogs empfohlen.
Nach langer Wartezeit lieferte uns Jürgen dann unsere Nisthilfe. Wolfgang und Jürgen kamen ins Gespräch und daraus entstand eine Freundschaft und unser Start-up Wildbienenglück! Alle Produkte die Jürgen entwickelt hatte wurden gemeinsam komplett überarbeitet und verbessert, seit Anfang Dezember 2020 sind wir damit nun auf dem Markt und freuen uns über die tolle Resonanz!
Das bin ich: Judith Jürgen Schwandt und Wolfgang vor einer großen Nisthilfe
Wildbienen Basics – was muss ich wissen?
Kurzgefasst: Unterschied Honigbiene und Wildbiene:
Honigbiene:
- Weltweit gibt es 9 Arten
- leben in Stöcken (bis zu 50.000 Stück zusammen)
- domestiziert (vom Menschen „gezähmt“)
- werden in der Imkerei eingesetzt, stellen Honig her.
- sammeln an den verschiedensten Wild- und Kulturpflanzen
Wildbiene:
- mehr als 2500 Arten in Europa, etwa 560 Arten in Deutschland.
- leben solitär (als Einsiedler, einzeln)
- leben ausschließlich wild
- stellen keinen Honig her, sammeln Nahrung und Pollen für sich und ihre Nachkommen
- viele Wildbienen sind auf einzelne Pflanzen spezialisiert
Zum letzten Punkt hier eine kurzgefasste Erklärung:
Es gibt Polylektische Wildbienen: Biene ist auf keine Pflanzenart spezialisiert. Und es gibt Oligolektische Wildbienen: diese Wildbienen sind auf eine bestimmte Pflanzenart spezialisiert. Das bedeutet, dass eine bestimmte Pflanze der Wildbiene Nahrung liefert, fehlt die Pflanze, verschwindet diese Wildbienenart mit ihr. Beispiele dafür sind z.B. die Zahntrost-Sägehornbiene (abhängig vom Zahntrost) und die Mohn-Mauerbiene (Abhängig vom Mohn).
Ein Satz der für unsere Wildbienen Basics nicht fehlen darf:
Die beste Nisthilfe bringt nichts (und wird auch nicht besiedelt) wenn der Lebensraum drumherum nicht passt!
So eine Nisthilfe ist das i-Tüpfelchen für einen insektenfreundlichen Garten und hilft natürlich nicht wirklich, wenn man sie in einem Schottergarten aufhängt. Wichtig ist ein reichhaltiges Nahrungsangebot rund um die Nisthilfe – hier hilft euch unser Blühkalender mit einheimischen, insektenfreundlichen Pflanzen! Den Blühkalender durften wir zusammen mit Dr. Julia Michely, der Landesorsitzenden des NABU Saarland, gestalten.
Perfekt ist es, wenn man im eigenen Garten auch für die im Boden nistenden Arten und andere Insekten Lebensraum schafft. Zum Beispiel mit Totholz, Benjeshecken, Sandarien, Steinhaufen, Trockenmauern, Laubhaufen im Herbst, usw.
Ein wichtiger Punkt für unsere Wildbienen Basics ist auch: manchmal ist auch mit „Unkraut“ bewachsenes Brachland welches für uns unschön aussieht, wichtiger Lebensraum für Insekten. Man sollte sich solche Plätze gut anschauen bevor man hier vielleicht mit dem umarbeiten des Bodens für das anlegen einer Blumenwiese sogar etwas verschlechtert.
Kein Unkraut – die Taubnessel Sandarium für im Boden nistende Arten
Wildbienenhotel – auf was muss ich achten?
Wer sich selbst die Mühe machen möchte und eine Nisthilfe selbst bauen will, dem empfehle ich das Buch von Werner David „Fertig zum Einzug“. In diesem Buch steht eigentlich alles was man unbedingt wissen sollte! Sehr informativ ist auch die dazugehörige Website www.naturgartenfreude.de
Wer sich ein Wildbienenhotel im Baumarkt oder im Internet kaufen möchte dem empfehlen wir auf folgendes zu achten.
- Bohrungen in Hartholz, nicht ins Stirnholz gebohrt (keine Stammscheiben!)
- Sauber geschnittenes Schilf, keine abstehenden harten Fasern.
- Bei Pappröhrchen: unbedingt trocken aufstellen!
- Mindesttiefe: 8cm, mehr ist immer besser.
- Lochdurchmesser maximal 9mm
- Vogelschutzgitter zum Schutz der Larven
Als alternatives Material zum Hartholz eignen sich auch Strangfalzziegel, Nisthilfen aus Ton, Lehmwände oder markhaltige Stengel (z.B. Beifuß, Brombeeren, Heckenrose,…)
Zum Thema Beobachtungsnistkästen:
Werner David bezeichnet sie als „Bienen Mausoleum“. Bei Plexiglas oder Glasröhrchen findet kein Gasaustausch zwischen den Kammern statt – oft bildet sich dann Kondenswasser und in der Folge daraus Schimmel. Die Brut verpilzt und stirbt ab. Sicher kann ich es nachvollziehen, dass es für Kinder sehr interessant ist, die Wildbienen so im Nistgang beobachten zu können. Allerdings hat das dann nichts mehr mit Naturschutz zu tun und ob das dann noch pädagogisch wertvoll ist? Ich glaube nicht. Wenn man seinen Kindern erklären möchte was in der Nisthilfe passiert, kann man dies auch mit Hilfe von zahlreichen Illustrationen aus dem Internet tun.
Universal-Insektenhotels die mehrere Insekten ansprechen sollen sind meistens leider nicht besonders sinnvoll. Im besten Fall finden sich dort ein paar Spinnen oder Ohrenkäfer ein.
– Tannenzapfen, Stroh und Holzschnipsel sind für keine Insektenart interessant.
– Schmetterlingsschlitze: die meisten Schmetterlinge überwintern im Kokon und nicht als Falter.
– Florfliegenkästen sind meistens viel zu klein.
Wir halten nichts von „Universal Hotels“ und haben uns daher auf Nisthilfen für Wildbienen konzentriert. Dies ist auch die einstimmige Meinung aller Experten. Allerdings schaden Sie auch niemandem – solltet ihr also so ein Universal Hotel haben: beobachtet doch einfach mal was dort passiert!
Für die häufigsten Fragen rund um das Thema Nisthilfen und die Wildbienen Basics gibts noch diese Woche eine Rubrik mit FAQs auf unserer Website 🙂
Euer Wildbienenglück Team