Insektenhotel, Wildbienennisthilfe, Nisthilfe für Bienen, Bienenhotel, Wildbienenhotel, Insektennisthilfe, Bienenhaus,… es gibt unglaublich viele unterschiedliche Bezeichnungen. Wenn man beginnt zu suchen stößt man aber unter fast allen Begriffen auf die gleichen Anbieter und Produkte.

Insektenhotel, was heißt das?

In den meisten Fällen werden unter dem Begriff „Insektenhotel“ Produkte angeboten, die unterschiedliche Füllungen aufweisen. Zusätzlich zu Bohrungen in Holz und oftmals Schilf sind die häufigsten:

  • Holzschnipsel
  • Stroh
  • Lochziegel
  • Kiefernzapfen

Auch bei Produkten die als Wildbienenhotel angeboten werden, kommen manchmal diese Füllungen zum Einsatz. Leider ist es jedoch so, dass nur wenige Materialen von Wildbienen besiedelt werden. Einige Beispiele für klassische Insektenhotels mit den genannten Füllungen:

Aber was besiedeln Wildbienen?

Etwa 75% aller Wildbienenarten graben zur Eiablage Löcher in den Boden – die anderen 25% Nisten in der Natur z.B. in Hohlräumen, Totholz, Pflanzenstängeln, usw. Will man der Wildbiene also eine künstliche Nistmöglichkeit zur Verfügung stellen, sollte man einige Dinge beachten und die Natur nutzbar nachahmen. Für Honigbienen ist so ein Wildbienenhotel übrigens uninteressant, denn sie leben ausschließlich in Bienenstöcken. Folgende Materialien eignen sich zum Beispiel für eine Wildbienennisthilfe:

  • saubere Bohrungen in Hartholz (z.B.: Eiche, Buche, Birkenholz,…)
  • Bohrungen im rechten Winkel zur Faser – also nicht ins Stirnholz bohren! Bestes Beispiel sind Baumscheiben -> leider nicht sinnvoll.
  • Hohle Pflanzenstängel wie Schilf oder Bambus mit möglichst sauber geschnittenen Kanten (weiche abstehende Fasern werden von den Wildbienen ignoriert, an harten Holzfasern oder Splittern kann sich die Biene jedoch die Flügel verletzen und verenden)
  • Alternativ: Pappröhrchen
  • Strangfalzziegel
  • gebrannter Ton mit entsprechenden Löchern

Von anderen Materialien, wie sie oft in Insektenhotels verbaut werden, sind Wildbienen leider wenig begeistert. Mit Holzschnipseln, Kiefernzapfen und Stroh können sie schlichtweg nichts anfangen. Lochziegel haben meist viel zu große Hohlräume. Sinnvoll sind Durchmesser zwischen 2 und 9mm. Die Kammern in Lochziegeln sind wesentlich größer und werden von den Wildbienen nicht besiedelt – der Mehraufwand in den riesigen Hohlräumen Kammern einzubauen lohnt sich nicht für die Wildbiene. Übrigens taugt der „Vogelschutz“ bei solchen Hotels meist nur dazu, dass die Füllung aus Stroh und Zapfen nicht aus dem Rahmen fällt. Ein Vogelschutz sollte nämlich grundsätzlich mit Abstand zur Niströhre montiert werden. Dies ist so gut wie nie der Fall.

Und welches Insekt soll ins Insektenhotel?

Nun wissen wir also, dass die Insektenhotels oder Nisthilfen – welchen Namen wir ihnen auch immer geben – mit oben genannten Füllungen für Wildbienen meist ungeeignet sind. Aber was ist mit anderen Insekten wie Hummeln, Marienkäfern, Schmetterlingen, Florfliegen, etc.? Profitieren Sie von einem Universal-Insektenhotel?

  • Schmetterlingsschlitze: Nur wenige Schmetterlingsarten (z.B.: Tagpfauenauge, Kleiner und Großer Fuchs, Trauermantel, Zitronenfalter) überwintern als Falter. Die meisten Schmetterlingsarten verbringen den Winter jedoch als Ei, Raupe oder Puppe. Die Wahrscheinlichkeit, dass ein Schmetterling diesen Schlitz besiedelt ist also eher gering. Wer mehr über Schmetterlinge wissen will findet unter anderem Infos auf der Seite des Bund Naturschutz. Allerdings gibt es Berichte über die Besiedlung solcher Schmetterlingsschlitze durch Wespen.
  • Hummeln: auch Hummeln können mit Stroh, Holz oder Zapfen in Nisthilfen nichts anfangen. Die Nester der Hummeln sind teilweise 3 Meter tief – unter Baumwurzeln, in Nagetierbauten oder unter Hecken. Einige Arten nisten auch oberirdisch. Sie überwintern unter Laub oder nisten zum Beispiel in Komposthaufen, Dachböden, Meisenkästen oder Dornengestrüpp. Möchten Sie einen Hummelkasten kaufen gibt es viel zu beachten damit dieser auch einen Nutzen hat – informieren Sie sich lieber etwas länger zu diesem komplexen Thema, bevor die Enttäuschung am Ende groß ist. Mehr Infos zu Hummeln findet man zum Beispiel auf der Website von Deutschland summt!
  • Marienkäfer: Käfer verbringen den Winter bevorzugt in Laub, Höhlen, Schuppen und Scheunen, unter Steinen oder auch in Hecken. Dem Marienkäfer mangelt es also nicht an Überwinterungsmöglichkeiten. Laubhaufen, Steinhaufen, Totholz sind für Käfer wesentlich besser geeignet als ein Insektenhotel.
  • Florfliegen: einige Insektenhotels beinhalten ein Überwinterungsmodul für Florfliegen. Meist ist dieses Modul aber viel zu klein – die Kästen die in der Praxis gut funktionieren haben eine Breite von ca. 30cm. Kleinere Kästen sind für die Fliegen untauglich.
  • Ohrwürmer: Diese Insekten überwintern im Boden, in Laubhaufen oder hohlen Pflanzenstängeln. Für ein selbst gebasteltes Ohrwurmhotel kann man Tonblumentöpfe mit Holzwolle füllen und diese dann mit der Oberseite nach unten in ein Beet stellen. Eventuell würden Ohrenkneifer ein Insektenhotel mit genug Füllmaterial also besiedeln. Dies gilt vielleicht auch für einige Spinnen.

Die Sinnhaftigkeit dieser Füllungen aus Zapfen, Holzstückchen, Rinde, Stroh und Lochziegeln ist also vor dem Kauf zu hinterfragen. Denn für Wildbienen und die meisten Insekten sind diese vollkommen uninteressant oder es eignen sich andere, auf das jeweilige Insekte angepasste Überwinterungsarten besser. Dann kann man, wie bei einem Wildbienenhotel, die dort nistenden Insekten auch viel besser beobachten.

„Insektenhotel“ ist für uns ein sehr allgemeiner Begriff für eine Wildbienennisthilfe, denn natürlich sind Wildbienen auch Insekten. Allerdings wissen wir, dass sich unsere Nisthilfen ausschließlich für Wildbienen (und natürlich für einige „Parasiten“) eignen und bevorzugen daher den Begriff „Wildbienennisthilfe“ – denn das beschreibt am besten was es ist und wofür es gebaut wurde!

Das Wort Insektenhotel ist aber das meist verbreitetste und auch das Wort, welches im Zusammenhang mit Bienenhotels am häufigsten bei Google als Suchbegriff verwendet wird. Vermutlich weil es durch den verallgemeinernden Namen suggeriert, dass man verschiedenen Insekten damit Unterschlupf bieten kann. Dies hat auch unsere Umfrage auf Instagram ergeben. Die meisten unserer Follower haben genau so unterschieden – Wildbienenhotel für Wildbienen, Insektenhotel für alle Insekten. Die Nachfrage nach solchen Univeral-Insektenhotels wird natürlich vom Markt bedient – ob das nun Sinn macht oder nicht. Dass diese Art der Insektenhotels eher weniger sinnvoll ist, ist bei Experten unumstritten.

Unsere Empfehlung ist es daher, sich beim Kauf- oder Bau von Nisthilfen auf bestimmte Insekten zu konzentrieren und für diese sinnvolle Materialien auszuwählen. Bei uns von Wildbienenglück gibt es daher Wildbienennisthilfen oder eben Insektenhotels die ausschließlich für Wildbienen gedacht sind. Ein „Wildbienenhotel“ ist für uns das gleiche. Mit „Bienenhotel“ müsste man eigentlich eine Beute für Honigbienen meinen, denn wie bereits erwähnt nisten diese nicht in solch einer Nisthilfe.

Vielleicht baut man sich zu einem Wildbienenhotel noch ein Hotel für Ohrwürmer und hängt ein separates Modul für Florfliegen auf – all das ist besser als ein Universalhotel mit sinnloser Füllung. Und vor allem: Denken Sie an Nahrung und Lebensraum – künstliche Nisthilfen sind immer nur das i-Tüpfelchen in einem Insektenfreundlichen Garten.