Wir haben schon einige Zeit an unseren Kalendern getüftelt und uns Informationen zusammengesucht. Um dann irgendwann festzustellen, dass es gar nicht so einfach ist einen brauchbaren, inhaltlich korrekten Blühkalender zusammenzustellen. Also haben wir uns Partner für dieses Blühkalender-Projekt gesucht. Profis die sich richtig gut auskennen, uns den halben Kalender wieder zerlegt haben, Bilder zur Verfügung gestellt und uns Tipps gegeben haben. Für den ersten Blühkalender den wir nun kostenlos zur Verfügung stellen können, hatten wir die beste Unterstützung von der Biologin Julia Michely, der Landesvorsitzenden des NABU Saarland.
Warum ein Blühkalender?
Weil wir auch keine gelernten Gärtner sind und irgendwann einmal angefangen haben unsere Gärten in der Familie insektenfreundlicher zu gestalten. Gerade wenn man neu im Thema ist, tut man sich mit dem Anfang vielleicht etwas schwer. Manch einer googelt sich die Finger wund. Irgendwann weiß man, dass Geranien für Insekten unnütz sind und man am besten einheimische Pflanzen in den Garten einbringen soll. Man lernt schnell, dass man Pflanzen aussuchen soll die über das Jahr hinweg nacheinander blühen und somit den Insekten Nahrung bieten. Soweit so gut.
Wenn man schon eine Grundausstattung in Form eines bereits angelegten Gartens hat, den man nur um ein paar Pflanzen ergänzen will oder etwas austauschen möchte, ist der Aufwand noch überschaubar. Aber wenn man bei Null anfängt kann es ziemlich verwirrend und anstrengend sein, sich eine Basis an insektenfreundlichen Pflanzen und den dazugehörigen Informationen zu suchen!
Die Auswahl ist groß. Die Informationen die man braucht sind vielfältig. Daher erarbeiten wir mit unseren Partnern für euch verschiedene Blühkalender, die wir Naturgarten Neulingen gerne kostenlos zur Verfügung stellen möchten. Folgende Versionen sind bisher in Arbeit:
- Blühkalender für einheimische Insektenfreundliche Pflanzen
- Blühkalender für Insektenfreundliche Pflanzen
- Blühkalender für Insektenfreundliche Topfpflanzen – da sind ja schließlich auch Balkone 🙂
Die Kalender sollen vor allem eins sein: einfach und übersichtlich! Daher haben wir uns entschieden jede Pflanze einem Monat zuzuordnen in dem diese höchstwahrscheinlich blüht. Wir haben zu Gunsten der Übersichtlichkeit auf einen Zeitstrahl verzichtet. Der Kalender soll eine Basis ermöglichen. Er soll quasi ein Einkaufszettel sein.
Welche Pflanzen blühen wann? Mit welchen Pflanzen decke ich die Saison grob ab? Welche Pflanze passt zu meinem Standort?
Und natürlich gibt es einige Pflanzen die nicht nur in diesem einen Monat blühen, aber Überschneidungen von mehreren Blühphasen sind ja auch gewünscht. Umso mehr Nektar und Pollen den Insekten zur Verfügung stehen, desto besser!
Blühwiese
Warum ein Blühkalender nur für einheimische Pflanzen?
Wir beginnen mit der Kür.
Wenn ich mich in unserer Nachbarschaft umsehe, sehe ich viele grüne Gärten (Glücklicherweise wenig Schotter!) Ich sehe aber auch kaum etwas blühen. Golfrasen, grüne Hecken, Gräser. Aber kaum Pflanzen die Nahrung für Bienen zu bieten haben. Jede Pflanze die blüht und einer Wildbiene Nahrung bietet ist daher schon ein Schritt in die richtige Richtung. Man sollte hier also nicht päbstlicher sein als der Pabst. Das ist auch der Grund, warum es bald auch noch einen Blühkalender geben wird der auch vertretbare Neophyten – also nicht einheimische Pflanzen – wie Hyazinthen, Blutweiderich und Lavendel enthalten wird.
Kurz zum Begriff:
- Neobiota: Als Neobiota bezeichnet man eine Art die sich mit menschlicher Einflussnahme in einem Gebiet etabliert hat, in dem sie zuvor nicht heimisch war. Neobiotische Pflanzen nennt man Neophyten.
- indigene Pflanzen: heimische Pflanzen, welche ohne menschliches Zutun natürlicherweise in einem Gebiet vorkommen.
Wenn wir alles richtig machen wollen, dürfen wir Blumen, Sträucher und Bäume nicht nur als Dekoration im Garten sehen. Sie sollen eben auch Lebensraum und Nahrung bieten. Damit dieses System gut funktioniert, sollten aber Tier und Pflanze zusammenpassen. Viele exotische Blüten sind für unsere Insekten nutzlos, denn sie sind nicht an die Bedürfnisse der heimischen Fauna angepasst. Durch das Einbringen gebietsfremder, invasiver Pflanzen kommt es zudem schnell zur Überwucherung und Ausrottung unserer einheimischen Pflanzenarten.
An sich erscheint es also schon mal logisch, dass es besser für die Natur ist Pflanzen im Garten zu haben, die in unserer Region natürlicherweise vorkommen. In den meisten Gärten und auf Balkonen haben Wildpflanzen aber kaum noch Platz. Es dominieren die Kulturpflanzen und Zuchtformen. Die meisten Gärtner entfernen die Wildpflanzen als Unkraut, bevor sie überhaupt sehen können was sich daraus für eine schöne Pflanze entwickelt.
Wir zitieren aus „Mein schöner Garten“:
Augen auf bei der Pflanzenwahl
„Es ist also gerade bei Neupflanzungen sehr wichtig darauf zu achten, bevorzugt diejenigen Stauden und Gehölze auszuwählen, die nicht nur dem Menschen, sondern auch allen anderen Lebewesen in der Region nützlich sind. … Wer eine Hecke anlegt oder mehrere Bäume pflanzt, sollte sich vorher kundig machen, welche Pflanzen das Ökosystem der Region bereichern und welche nicht…„
Wie hängt das nun genau mit den Wildbienen zusammen? Bienenarten, die sich auf eine oder wenige bestimmte Pflanzenarten spezialisiert haben, bezeichnet man als oligolektische Arten oder auch als Pollenspezialisten. Im Gegensatz zu den polyektischen Wildbienenarten können sie nicht auf andere Blüten ausweichen, sondern sind auf ihre gewisse Futterpflanzen angewiesen. Etwa ein Drittel der rund 560 in Deutschland vorkommenden Wildbienenenarten zählt zu den Pollenspezialisten. [Quelle: BeeBetter]
Diesen oligolektischen Wildbienen hilft man natürlich besonders mit heimischen Wildpflanzen.
Wilder Majoran. Bild: Julia Michely Wilde Möhre. Bild: Julia Michely
Daher war klar, dass der der Blühkalender mit den einheimischen Pflanzen der wichtigste für uns ist und dass dieser an erster Stelle steht.
Es gibt Neophyten die durchaus nützlich für manche Insekten sein können, aber noch besser ist es eben heimische Pflanzen für den bienenfreundlichen Garten auszuwählen.
Wo ihr euch zum Beispiel eindecken könnt, erfahrt in in unserem Blogartikel zum Thema Saatgut kaufen.
Wenn ihr unseren Blühkalender für einheimische, insektenfreundliche Pflanzen haben wollt, solltet ihr euch zu unserer Wildbienenpost anmelden – ihr bekommt diesen dann kostenlos als PDF per Mail! Bleibt ihr angemeldet bekommt ihr dann natürlich auch die anderen Blühkalender automatisch zugesandt, sobald diese fertig sind!
P.S.: wir legen wert darauf euch nur selten unsere Wildbienenpost, dafür aber Infos mit Mehrwert zu senden, niemals Newsletter-Werbespam! Den sinnlosen Junk lesen wir nämlich selbst nie 😉