Eine Bitte aus unserer Community

Gestern Abend hat uns eine Mail von Sabine Bengtsson erreicht, die mich dazu bewogen hat diesen Artikel – den ich vor längerer Zeit schon vorbereitet, aber nicht zu Ende geschrieben hatte – heute fertigzustellen und zu posten. Nachfolgend Auszüge aus der Mail Frau Bengtssons, warum Sie uns gebeten hat dieses absolut wichtige Thema mit unserer Community zu teilen.

„Liebe Frau Fejfar und lieber Herr Ulrich,

…ich beobachte nicht nur mit Sorge die zunehmende Lichtverschmutzung in Gemeinden, selbst kleinsten Dörfern, durch das günstige LED-Licht, sondern vor allem die Zunahme an Dekobeleuchtung im Garten, die die ganze Nacht brennt. Dabei stelle ich in Gesprächen fest, dass es sich oft um Nichtwissen handelt. Sie machen es unbeabsichtigt, weil einfach das Wissen fehlt, was sie dadurch Insekten, Fledermäusen und auch den Vögeln antun. Einerseits pflanzen jetzt mehr Menschen insektenfreundliche Pflanzen und machen es dann nachts durch diese unsinnige Beleuchtung wieder zunichte.

In Discountern, Baumärkten, ja selbst Gartencentern werden zu Hauf grelle Dekobeleuchtungen für wenig Geld für den Garten angeboten. Durch Solarzellen lassen sie sich meistens nicht ausschalten und leuchten die ganze Nacht und töten so unnötig Insekten und verwirren Vögel und Nachttiere … Da die Fläche aller Gärten genauso groß ist wie die an Nationalparks in Deutschland (Quelle: https://www.garten-als-naturschutz.de/), hätten die Gartenbesitzer einen großen Anteil daran etwas langfristig für die Natur zu tun.“

Was ist das Problem?

Unsere Wildbienen und andere Insekten leiden unter der stetig steigenden Lichtverschmutzung. Sie verlieren durch das künstliche Licht entweder ihre Orientierung oder sterben qualvoll. Obwohl zum Beispiel Bienen nicht nachtaktiv sind, sorgt bei Ihnen die Lichtverschmutzung für eine Reduktion von über 50% der Bestäubungsleistung. Wir sollten, wie Frau Bengtsson richtig schreibt, also nicht nur Lebensraum und Nahrung zur Verfügung stellen, sondern auch über die Beleuchtung in unseren Gärten nachdenken.

Was genau ist Lichtverschmutzung?

Jeder Fotograf der schon einmal versucht hat Sternschnuppen in Stadtnähe zu fotografieren kennt es: es ist einfach viel zu hell. Straßenlaternen, Gartenbeleuchtung, Reklametafeln und Wegelichter. Lichtverschmutzung ist heute ein größeres Thema denn je.

Der Begriff der Lichtverschmutzung bezeichnet die dauernde Abwesenheit völliger Dunkelheit. Die Vorgänge, die zu diesem Zustand führen, nennt man Lichtemission. Dabei wird der Nachthimmel durch meist künstliche Lichtquellen aufgehellt, besonders wenn das Licht auch nach oben abgestrahlt wird. Das Licht wird in den Luftschichten der Erdatmosphäre gestreut, womit die Überlagerung der natürlichen Dunkelheit verbunden ist. Über Städten spricht man auch von deren Lichtglocke oder Lichtkuppel.

Quelle: Wikipedia

Der Mangel an Dunkelheit hat zahlreiche störende Einflüsse:

  • auf die Flora und insbesondere als Insektensterben auf die Fauna. In den letzten 10 Jahren sind in Europa viele nachtaktive Insektenarten ausgestorben.
  • auf die biologischen Tag-Nacht-Zyklen vieler Tiere
  • zunehmende Schlaflosigkeit beim Menschen
  • starke Beeinträchtigung astronomischer Beobachtungen des Nachthimmels. Beispielsweise ist die Milchstraße in Städten und deren Speckgürtel nicht mehr sichtbar.

Der Einfluss von Licht auf das Insektensterben

Die Lichtverschmutzung hat Folgen für ganze Ökosysteme. 

Etwa die Hälfte aller Insektenarten ist nachtaktiv. Sie sind auf die Dunkelheit und auf das natürliche Licht von Mond und Sternen angewiesen, um sich orientieren zu können. Die Insekten begeben sich Nachts auf Nahrungssuche und bemühen sich um Fortpflanzung. Die künstlich erhellte Nacht, also die Lichtverschmutzung, stört dieses natürliche Verhalten der Insekten. Dies hat wiederum negative Auswirkungen auf deren Überlebenschancen.

Nichts in der Evolution hat die Insekten darauf vorbereitet, dass es nach Sonnenuntergang plötzlich wieder hell wird. Die meisten nachtaktiven Insekten sind mit besonders leistungsfähigen Schwachlicht-Sensoren ausgerüstet. Diese sind darauf ausgerichtet, dass sie sich bei Mondlicht gut orientieren können. Beispielsweise Wegbeleuchtung und Reklametafeln sind schlicht viel zu hell für sie. Die Insekten werden durch das grelle Licht geblendet, sehen nichts mehr und flattern desorientiert auf die Lichtquelle zu. Außerdem gibt es auch Insektenarten, die Mond und Sterne zur Navigation nutzen. Diese könnten künstliche Beleuchtung mit solchen natürlichen Wegweisern verwechseln und sind dadurch ebenfalls desorientiert. Es ist erwiesen, dass viele Fluginsekten von künstlichen Lichtquellen angezogen werden und dann dort durch Erschöpfung oder als leichte Beute von Räubern sterben.

Das Licht lockt zudem Insekten aus anderen, dunkleren Ökosystemen weg und sorgt so für eine Verarmung der Insektenpopulationen. Auf Landwirtschaftsflächen – die immerhin elf Prozent der weltweiten Bodennutzung ausmachen – bedeuten weniger Insekten aber nicht nur eine geringere Artenvielfalt, sondern auch die Gefährdung wichtiger Ökosystemleistungen: weniger Nachtfalter, Käfer und Fliegen bestäuben zum Beispiel weniger Pflanzen. Hinzu kommt, dass Insekten durch Lichtschneisen in ihrer Ausbreitung gebremst werden können und damit der genetische Austausch zwischen Insektenpopulationen nachlässt. Das wiederum könnte ihre Widerstandsfähigkeit gegen Pestizide, Klimaveränderungen und andere negative Umwelteinflüsse reduzieren, wie die Forscher erklären.

Quellen: Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB), Fachartikel: Annals of Applied Biology, doi: 10.1111/aab.12440; Insektensterben durch Lichtverschmutzung? – wissenschaft.de

Alternativen

Natürlich verstehen wir, dass es hin und wieder ein bisschen Licht im Garten braucht, nicht jeder auf eine Wegbeleuchtung verzichten will oder kann. Auch wir haben in unserem Stadtgarten einige Lampen am Weg um unsere Trockenmauer verteilt. Gerade im Winter kommt es oft vor, dass unsere Hunde im Dunkeln nochmal durch den Garten stromern und man etwas Licht braucht. Allerdings verzichten wir auf Dauerbeleuchtung und nutzen immer nur kurzzeitig schummriges LED Licht. Die Insekten machen nämlich durchaus Unterschiede.

Allerdings wirkt keineswegs jede Leuchte gleich anziehend. Viele Insekten reagieren am stärksten auf kurzwelliges Licht im blauen und im UV-Bereich. Quecksilberdampf-Hochdrucklampen, die immer noch oft zur Straßenbeleuchtung eingesetzt werden, senden viel Strahlung in diesen Wellenlängen aus und sind deshalb besonders effektive Insektenmagneten. Natriumdampf-Hochdrucklampen, deren Licht mehr Gelb- und Rotanteile enthält, wirken dagegen nicht so anziehend. Und auch die modernen LEDs, die ebenfalls kein UV-Licht abstrahlen, locken weniger Insekten an. Das gilt besonders für warmweiße LEDs.

Quelle: Lichtverschmutzung bedroht Insekten – Spektrum der Wissenschaft

Wir haben uns für unseren Stadtgarten für Außenleuchten von Philips (Hue White+Color Impress LED-Wegeleuchte) entschieden und diese über Glühbirne.de gekauft. Wir können so verschiedene Szenen schalten, das Licht mit dem Smartphone aus- und einschalten, den Farbton ändern und das Licht heller und dunkler machen. Für uns die perfekte Möglichkeit die Lichtverschmutzung zuhause so gering wie möglich zu halten.